einladung
am besten ihr verhaltet euch
ganz ganz normal
sagt bloß nicht negerin
das wäre katastrophal
natürlich kennt sie kartoffeln
nein du brauchst sie nicht zu braten du
kannst sie ruhig kochen
ihre haut ist schwarz
die haare sind kraus
: willkommen zu haus
ganz ganz normal
sagt bloß nicht negerin
das wäre katastrophal
natürlich kennt sie kartoffeln
nein du brauchst sie nicht zu braten du
kannst sie ruhig kochen
ihre haut ist schwarz
die haare sind kraus
: willkommen zu haus
aus: nachtgesang /gedichte
Orlanda Frauenverlag
Herausgegeben nach ihrem Tod /1997
ISBN 3-929823-39-X
Ihre bewegende Geschichte erzählt Christiana Puschak in einem Artikel der Jungen Welt vom 30. April 2010, den wir aus gegebenem Anlass in ganzer Länge veröffentlichen. Aufmerksam machen möchten wir noch darauf, dass sich die Autoren der Zeitung Junge Welt in außergewöhnlichem Umfang Themen wie Rassismus, Afrika und Black America widmen.
»My sword is my pencil«
von Christiana Puschak/junge welt.de 30.04.2010
Die Dichterin May Ayim, schwarze Deutsche und Kämpferin gegen Rassismus, Sexismus und jede Diskriminierung, wäre am 3. Mai 50 Jahre alt geworden.
Seit dem 27. Februar 2010 heißt das Gröbenufer in Berlin-Kreuzberg May-Ayim-Ufer. Dem Beschluß zur Umbenennung war in der zuständigen Bezirksverordneten-versammlung ein heftiger Streit um die Person Otto Friedrich von der Groebens (1657–1728) vorangegangen, eines preußischen Kolonialpioniers, der durch die Gründung des Forts Groß Friedrichsburg im heutigen Ghana die Beteiligung Preußens am Sklavenhandel ermöglicht haben soll, was aber nicht zweifelsfrei nachzuweisen war. In jedem Fall hat es Symbolkraft, wenn eine attraktive Adresse in der deutschen Hauptstadt nicht mehr den Namen eines preußischen Generalleutnants, sondern den einer deutsch-ghanaischen Lyrikerin und engagierten Antirassistin trägt. Zeitlebens hat sich die Schriftstellerin und Wissenschaftlerin May Ayim für den Aufbau einer gerechteren Gesellschaft eingesetzt und jede Form von Unterdrückung und Diskriminierung gekämpft.
Wer war May Ayim? Am 3. Mai 1960 wurde sie als Tochter eines Ghanaers und einer Deutschen geboren. Die Eltern gaben das Mädchen mit den Vornamen Sylvia Brigitte Gertrud in eine Pflegefamilie namens Opitz, deren Nachnamen sie bekam. Die Pflegeeltern verlangten von ihr Anpassung, weil sie als »reinrassiger Mischling« ohnehin überall auffalle »wie ein bunter Hund«. Sylvias im Lauf der Jahre immer häufigeres Auftreten in der Öffentlichkeit und ihre publizistische Arbeit empfanden sie als »Schande«, woraufhin sie den Nachnamen ihres leiblichen Vaters, Ayim, als Künstlernamen annahm.
Auf das Abitur folgte ein Pädagogikstudium in Regensburg, das sie mit einer Arbeit über die Geschichte Afrodeutscher abschloß, die zunächst mit der Begründung, in Deutschland gebe es keinen Rassismus, abgelehnt und später zur Grundlage des Buches »Farbe bekennen« wurde. Dieses führte nach seinem Erscheinen 1986 zur Gründung zahlreicher Organisationen, darunter die Initiative Schwarze Deutsche und die Gruppe Afro-deutsche Frauen.
Zerrissen zwischen Dazugehören und Nichtdazugehören, dunkler Hautfarbe und deutschem Paß, widmete May Ayim ihr Leben fortan dem Kampf gegen Rassismus. In weiteren Publikationen und in Vorträgen, die sie in verschiedenen europäischen Ländern und in Nordamerika hielt, und in ihren Gedichten wehrte sie sich gegen Ungerechtigkeit und Vorurteile und gab den Empfindungen vieler afrodeutscher Menschen eine Stimme. Ausgerechnet die Sprache, die May Ayim so oft verletzte, war nun ihre beste Waffe. Treffsicher setzte sie sie ein.
»My sword is my pencil«, so ihr Lebensmotto: »alle worte in den mund nehmen/ .../ und sie überall fallen lassen/ ganz gleich wen es/ trifft«. Sie holt die Worte aus dem »schatten« und setzt sie neu – »grenzenlos und unverschämt«. Ein besonderer Einschnitt in ihrem Leben war der Fall der Berliner Mauer: »das wieder vereinigte deutschland/ (...)/ es feiert im intimen kreis/ es feiert in weiß/ doch es ist ein blues in schwarz-weiß/ es ist ein blues«. Sie spürt die zunehmende Ablehnung, die im »neuen Deutschland« besonders Menschen trifft, denen ihr »Nicht-Deutsch-Sein« deutlich anzusehen ist. May Ayim, die in Westberlin eine Art Zuhause gefunden hatte, suchte den Kontakt zu anderen Ausgegrenzten.
Nach den ersten Übergriffen auf Ausländer protestierte sie eindringlich. Psychisch stark angegriffen, erfuhr sie 1996, daß sie an Multipler Sklerose erkrankt ist. Ihre Verzweiflung ist so groß, daß sie sich im August desselben Jahres das Leben nimmt, nicht ohne »ihre Worte, ihre Visionen« als Mahnung zu hinterlassen: »du bleibst/ ich gehe/ zornig/ traurig/ du gehst/ ich bleibe/ aus/ erinnerungen«.
May Ayims kraftvolles Wirken trug in den 90er Jahren wesentlich zu einer Sensibilisierung für Transkulturalität und die Lebensrealitäten Afrodeutscher bei. Die aus dem Nachlaß herausgegebenen Texte zeugen bis heute von ihrer Kunst, Dinge auf den Punkt zu bringen: »nicht die farbe der haut / die farbe der macht / entscheidet / für oder gegen das leben«.
Katharina Oguntoye, May Ayim/ Dagmar Schultz (Hg.): Farbe bekennen, Berlin 1986
Ilka Hügel, May Ayim u.a. (Hg.): Entfernte Verbindungen, Berlin 1993
May Ayim: blues in schwarz weiss, Berlin 1995; dies.: Grenzenlos und unverschämt, Berlin 1997; dies.: nacht gesang, Berlin 1997. Alle erschienen im Berliner Orlanda Verlag (www.orlanda.de).
Film: »Hoffnung im Herzen« von Maria Binder, ein Porträt
afrikanet.info: Zum 13. Todestag der afrodeutschen Autorin und Aktivistin May AyimDNB, Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
May Ayim – Wikipedia
May Ayim Award – The 1st International Black German Literature Award/ May Ayim Award – Der 1. Schwarze Deutsche Internationale Literatur Preis
zauberstunden ...
Gedenken/ May Ayim
Efeu e.V.
Afrodeutsche Lyrik - Exil-Club - Zu Hause in der Welt
Homestory Deutschland: November 2008
YouTube - MAY AYIM POEM FOR MAY AYIM Michael Kueppers Adebisi Ihr koennt mich nicht toeten Schwarze Deutsche
Contact « AFROTAK TV cyberNomads Black German Media Schwarze ...
YouTube - MAY AYIM AWARD Laudatio Ekpenyong Ani Erster ...
Berlin-Kreuzberg: re-naming of street in May-Ayim-Ufer; Umbenennung des Gröbenufers in May-Ayim-Ufer |
~ A Shift In Perspective: The May - Ayim -Ufer
Hope in My Heart: The May Ayim Story
May Ayim - Wikipedia, the free encyclopedia
Margaret MacCarroll: May Ayim: A woman in the Margin of German Society (Masterarbeit an der Florida State University; PDF-Datei; 464 kB)
AFRO-EUROPE: Remembering Afro-German poet May Ayim
'Fühlst du dich als Deutsche oder als Afrikanerin?':1 May Ayim's Search for an Afro-German Identity in her Poetry and Essays. Jennifer Michaels. 2006; German Life and Letters - Wiley InterScience
With love, in memory and in honour of May Ayim - Journal of Gender Studies
BLUES IN BLACK AND WHITE
by May Ayim , Translated by Anne Adams
FOTOS: Thank you! Dankeschön!
1.africanet.info/jungewelt 18.08.2009
2.junge welt/30.04.2010/Weiterleben in klaren Worten: May Ayim/F. Orlanda Verlag
3. und 4. Gedenken/EFEU e.v. /May Ayim und Grabstätte
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