Mittwoch, 17. November 2010

Midterm-Elections: Auf dem Weg zu Black Americas Quellen der Kraft

Foto: The Capitol in Washington DC/The Agency/C.J.Stumpf/GNU-free Documentation License/Wikimedia Commons



Drei Wochen nach den Midterm-Elections in USA zeichnen sich in Washington langsam, aber deutlich auch die politischen Langzeit-Auswirkungen für Black America ab.  Dass Präsident Barack Obama zwei Jahre nach der welt-bewegenden "Change"-Wahl herbe Einbußen einstecken musste was die Popularität und die präsidiale Handlungsfreiheit betrifft, hat niemanden wirklich überrascht - eher schon, dass der politische "Erdrutsch" dann doch weit weniger katastrophal ausgefallen ist, als allgemein prognostiziert.


Obama wird - will er nicht auf Dauer die "Lahme Ente" im Oval Office bleiben - in vielen Bereichen seiner Politik umdenken müssen, wird andere Wege einschlagen und neue, wirksame Allianzen schmieden müssen.  
Ganz so leicht wie am heimischen PC ist so ein politischer Reboot in der Machtzentrale Amerikas und der Welt natürlich nicht auszuführen, doch der US-Präsident hat sich seit seinem Amtsantritt 2008 vor allem als strategisch-intellektueller Denker profiliert. Und  ihm stehen - anders als seinen Vorgängern im Amt - neben den üblichen, politischen Mit- und Vordenkern auch noch jede Menge bislang ungenutzter, aber traditionell-erprobter Kraft-Ressourcen zur Verfügung.
Black America hat die letzten drei Wochen genutzt, um sich in Zeitungsartikeln, TV-Auftritten und sehr zahlreich auch in Blog-Posts zu Wort zu melden. Diese politischen Analysen und Standortbestimmungen sind zwar nicht mehr durchgehend von Aufbruchsstimmung wie im Wahlkampf vor 2008 und von reinen Durchhalteparolen wie vor diesen Midterm-Elections getragen, viele Beiträge zeigen vor allem ein ernsthaftes Bemühen, die "gute Sache" auch unter völlig anderen politischen Voraussetzungen weiter voranzutreiben. Und dabei melden sich nicht nur die alten, bestens-vertrauten Stimmen Black Americas zu Wort - so wie heute gerade der Reverend Al Sharpton, der letzte der großen Bürgerrechtler aus der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts - auch viele junge und unkonventionelle Schwarze Männer und Frauen wollen ganz offensichtlich Verantwortung übernehmen für die Zukunft der Vereinigten Staaten von Amerika.


Galt der Schock beim Bekanntwerden der Midterm-Wahlergebnisse neben Obamas Zustimmungsdesaster zunächst der Tatsache, dass es im neuen US-Senat keinen einzigen Schwarzen mehr geben wird - obwohl sich in den letzten Jahren viele Kandidaten Schwarzer Hautfarbe von Obamas Siegen motiviert auf den langen Weg durch die States-und Parteien-Hierarchien nach Washington aufgemacht hatten - so versucht Black und Liberal America mittlerweile, die Möglichkeiten des politischen Status Quo kreativ auszuloten.


Und es fällt auf, dass sich die Stimmung grundlegend geändert hat: Waren bei den Wählern in den ersten beiden Jahren dieser präsidialen Legislaturperiode noch sehr oft ungläubiges Staunen ob des Wahlsieges, Bewunderung für Obama und der starke Wunsch, mühsamst Errungenes der Schwarzen nicht leichtfertig wieder zu gefährden der Grundtenor der meisten Publikationen, so trauen sich die AutorInnen jetzt, Fehlentwicklungen, Schwächen und Kontraindikationen der eigenen Sache klar und deutlich zu benennen und neue Perspektiven aufzuzeigen.

Colin Powell: President Obama Lost Focus - BV Black Spin /DANKE!

Barack Obama hat sich bis jetzt immer sehr bemüht gezeigt, vor allem als Präsident ALLER Amerikaner anerkannt zu werden. Das ist ganz offensichtlich fehlgeschlagen, wie die politische Demontage des Präsidenten in den letzten Wochen gezeigt hat. Diese hämische, oft einfach gemeine Demontage in den Medien - und zuvor das offensichtliche Selbstverständnis Obamas als Nicht-Nur-Schwarzer - hat viele Schwarze bei allem politischen Verständnis nicht nur geschmerzt, es hat sie auch innerlich wieder abrücken lassen von dem "eben doch nur braunen" Mann, der das Weiße Haus entgegen aller Erfahrungen und Voraussagen vor allem mit ihrer Begeisterung und ihren Stimmen - den Stimmen Black Americas - erobern konnte.


Es bleibt zu hoffen, dass der erste Schwarze Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika aus den Wahlergebnissen dieser letzten entscheidenden Wahl vor den nächsten Präsidentschaftswahlen 2012 gelernt hat. Und dass er den Mut finden wird, zu seinem Intellekt in Zukunft auch seiner Intuition und seinen Wurzeln zu vertrauen. Er sollte sich nun endlich - persönlich wie politisch  - im Klaren darüber sein, wo seine wahren Kraftreserven für die Zukunft ruhen und wo er die für seine Aufgabe unabdingbare echte und konstruktive Loyalität dauerhaft wird finden können.

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