Dienstag, 9. November 2010

Traumpaar besucht Märchenland: Die Obamas in Indien

Obama und seine Frau zu Besuch in Indien - ©APA (epa)/DANKE!/Obama gibt Milliarden-Geschäfte mit Indien bekannt


Barack Obama ist zu einem Staatsbesuch nach Indien aufgebrochen - und das sehr kurz nach der großen Wahlniederlage seiner Demokratischen Partei bei den US-Midterm-Wahlen in der vergangenen Woche.

Doch wer diese Reise in erster Lienie für einen  gelungenen, gut vorausgeplanten Schachzug in Richtung "politischer Themenwechsel" hält, der mag damit zwar recht haben, doch mit dieser Gewichtung macht er es sich auch zu leicht.

Mit drei Tagen beschenkt Obama (Mitte) Indien mit mehr Aufmerksamkeit als andere Länder in seiner bisherigen Amtszeit/© AFP/DANKE!/USA unterstützen ständigen Sitz Indiens im Sicherheitsrat

Sicher hat dieser Staatsbesuch erster Klasse ohnehin alles, was zu einem ganz großen Auftritt gehört: üppig glänzende Staatsbanketts (ähnlich dem viel beachteten, das die Obams im vergangenen Jahr für das indische Präsidentenpaar im Weißen Haus in Washington gaben), Empfänge und Besuche bei namhaften Organisatoren und Unternehmen, und damit natürlich mit ganz viel internationaler Presse und noch viel mehr wunderschönen Fotos vom Traumpaar Obama im Traumland Indien. Und damit ebenso von der aufstrebenden neuen Supermacht namens Indien, jenem Beinahe-Kontinent in der vielumworbenen Mitte Asiens.

Wen wundert es da noch, dass einer der ersten Visiten des US-Präsidentenpaares direkt nach Bollywood führte, der indischen Traumfabrik - einstmals fast anmaßend nach dem amerikanischen Film-Eldorado in Los Angeles benannt. Mittlerweile aber haben die Filmstudios das US-Vorbild längst erfolgmäßig überholt, denn die hier produzierten Musik-, Tanz- und Liebesschnulzen à la Orient sind Kassenschlager überall auf der Welt geworden während in Hollywood gerade wieder eines der einst ganz großen Studios Konkurs anmelden musste.
Auch der Auftritt von Amerikas First Lady in Indien, das von vielen jungen Leuten heutezutage als ein einziges großes Bollywood gesehen wird, war dann ganz großes Kino: Michelle Obama zog es sofort - und natürlich ganz spontan - zu den angetretenen ProtagonistInnen im Stile Bollywoods auf die Tanzfläche und vor die Kameras. Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika Himself allerdings wusste sich etwas länger zu zieren vor der ungeduldigen Weltpresse, er ließ sich erst mit minutiös aufgezeichnetem Zögern schließlich doch noch aufs mediale Tanzparkett ziehen und schieben.

Nach eineinhalb Minuten ließ sich dann auch der mächtigste Mann der Welt erweichen, auf die Tanzfläche zu kommen. Seine kurze Tanzeinlage wirkte allerdings deutlich weniger anmutig als die seiner Ehefrau © Jason Reed/Reuters/DANKE!/Indienreise: Obamas in Bollywood


Honi soit qui mal y pense:
Right on, Sister Michelle, shake, shake, shake - shake your booty!!!


Gleich nach ihrer Ankunft streifte sie sich die Schuhe ab und tanzte zur Musik eines Bollywood-Films, später machte sie mit den Mädchen Musik und spielte Tamburin © Punit Paranjpe/AFP/DANKE! Indienreise: Obamas in Bollywood

(Schließlich konnten wir Schwarzen - und durften ja auch! - immer schon recht gut vortanzen - und mit ganz vielen leuchtend-weißen Zähnen dazu auch ausgelassen lachen...!!!)

Wirklich wichtig und voller Ungeduld erwartet von den Gastgebern waren allerdings die Dollars, die die Obamas mitbrachten ins Partnerland Indien. Der US-Präsident kündigte gleich am ersten Besuchstag seiner 10-tägigen Asientour an, dass insgesamt Geschäfte im Wert von zehn Milliarden Dollar kurz vor dem Abschluss stünden. Dafür befänden sich 250 Wirtschaftsfachleute und US-Unternehmer in seinem Tross. 

Und noch ein zweites Gastgeschenk hatte der US-Präsident dabei: eines, das sich zwar  erst in der Zukunft auszahlen wird, dann allerdings mit ganzer Macht. Barack Obama versicherte dem Indischen Premierminister Manmohan Singh, dass er sich für einen festen Sitz des Sub-Kontinents im UN-Sicherheitsrat mit voller Kraft einsetzen werde, was Indien weltpolitisch ganz kräftig aufwerten wird.


US-Präsident Barack Obama und der indische Premierminister Manmohan Singh. - Foto: dpa/Tagesspiegel.de/DANKE!/ USA unterstützen ständigen Sitz Indiens im Sicherheitsrat

Soviel zu den politischen Eckpunkten der Präsidentenvisite und zu dem, was die Gastgeber erwarten durften von Obama, bzw.  was politisch schon vorher abzusehen war.

Allerdings hat der US-Präsident den Indern noch ein weiteres, ganz besonderes Geschenk gemacht, mit dem er nicht nur die Weisheit eines großen Politikers zeigte, sondern auch - und vor allem! - menschliche Größe und die Überwindung der nur allzu menschlichen Angst, die einer einfach haben muss, der ständig im Fadenkreuz und im Scheinwerferlicht steht. Niemand auf der Welt hätte schließlich darauf bestehen können oder wollen, dass der wichtigste und am meisten gefährdetste Mann auf diesem Trabanten sich ausgerechnet in dem  Bombayer Luxushotel einquartiert, das vor nicht allzu langer Zeit der Schauplatz eines schrecklichen Terrorangriffs war.
Doch Michelle und Barack Obama übernachteten nicht nur dort im wieder hergestellten ersten Haus in Mumbay, sie besuchten gemeinsam auch die Gedenkstätte, die für die zahlreichen Opfer des Überfalls errichtet worden ist. 

Die Obamas besuchten das Denkmal, das an die Opfer der Anschläge von 2008 erinnert./DANKE!/US-Präsident Obama besucht Indien

Weitere Presseartikel zur Indien-Reise hinter den markierten Links im Text.

FOTOS: DANKE!

Obama gibt Milliarden-Geschäfte mit Indien bekannt

Indienreise: Obamas in Bollywood


USA unterstützen ständigen Sitz Indiens im Sicherheitsrat


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